Die Birgittaschwestern von Vadstena

Sr Anna

Wer sind wir? Was tun wir?
Wir sind 8 katholische Nonnen (Monialae) aus fünf verschiedenen Ländern, die in Vadstena in Birgittenabtei  Pax Mariae zusammenleben.

Die hl. Birgitta gründete unseren Orden im 14. Jahrhundert genau an diesem Ort. Unser Orden trägt die lateinische Abkürzung O.Ss.S.
Viele, die unser Kloster besuchen, sind begeistert davon, wie altertümlich hier alles ist. Wir sehen das nicht so. Sicherlich haben wir unsere Wurzeln im Mittelalter und ein Ideal, das sogar noch älter ist. Andererseits leben wir inmitten der modernen Gesellschaft. Was hätten wir ansonsten auch im Internet zu suchen?

Zeichnung: Nonne beim Chorgebet

Unser Tagesablauf entspricht immer noch dem alten klösterlichen Rhytmus: Bete und arbeite, bete und arbeite. Der Tatsache, dass dem Gebet der Vorrang gebührt, verleihen wir Ausdruck durch unser Stundengebet oder das Offizium zu bestimmten Tageszeiten. Aus diesem Grund bezeichnet man unser Kloster als ein kontemplatives Kloster. Um so leben zu können, haben wir uns für die sog. Klausur entschieden und arbeiten nicht außerhalb unseres eigenen Bereichs, den wir besitzen und in dem wir leben.

Zeichnung: Nonne mit Staubsauger

Was tun Nonnen überhaupt? Wir haben uns für einfache, handwerkliche Arbeiten entschieden, damit wir in der Stille arbeiten können und somit unsere Herzen und unseren Verstand auch bei der Arbeit für unser ständiges Gebet freihalten können. "Kopfarbeit" ist in unserem Lebensstil zwar nicht ausgeschlossen, ist allerdings nicht unser Hauptschwerpunkt.

Warum ein solches Leben? Wir leben in einem Konvent, weil wir von Jesus Christus fasziniert sind, Ihn mit ganzem Herzen liebhaben und das Verlangen haben, nur für Ihn zu leben. Dieses klösterliche Leben gibt uns mehr Freiraum zum Gebet (alleine und in Gemeinschaft) als wir unter anderen Bedingungen in Anspruch nehmen könnten. Das heißt allerdings nicht, dass wir andere Arten zu leben verurteilen. Ganz im Gegenteil! Nur unsere Berufung ist anders. Andere Menschen arbeiten z.B. in der Mission, oder als Ärzte bzw. Lehrer in den Slums. Sie dienen dem Mitmenschen auf direktem Wege, ihrer eigenen Berufung folgend. Aber nicht jeder kann das.
Wir haben uns für den Dienst des Gebetes entschieden.

Was ist das: Dienst des Gebetes? Was bedeutet das? Zuallererst bedeutet es den Lobpreis Gottes. Es bedeutet, im Namen aller Kreaturen dem Gott Dank zu sagen, der uns zuerst so sehr geliebt hat. Zudem beten wir für diejenigen im aktiven Dienst. Dies ist unsere Art der Unterstützung. Auch Fürbitte gehört dazu. Viele Menschen bitten uns, für sie zu beten, wenn sie sich in einer Lebenskrise befinden. Unser Gebet schließt auch diejenigen mit ein, die niemals beten, die vergessen haben, dass es Gott ist, der ihnen das Leben geschenkt hat.
Unser ganzes Leben
in all seinen Facetten ist Gebet

gladnunna2Sind wir weltfremd? Manche denken das. Sie halten uns für etwas Besonderes und tun unser Leben hier als sinnlos ab. Und würde man die Existenz Gottes einfach ausradieren können, dann hätten sie gar nicht mal so unrecht. Weil wir jedoch in unserem Leben überzeugt davon sind, dass unser Gott der lebendige, persönliche Gott ist, zu dem man eine Beziehung aufbauen kann, hat unser Leben einen tieferen Sinn.

Führen wir ein völlig sorgloses Leben?
Die Tatsache, dass wir unseren Lebensstil als genau richtig erfahren, ändert nichts daran, dass auch wir gute und schlechte Tage haben. Wir sind Menschen mit vielen Schwächen und Makeln.
Wenn wir schwer erkältet sind und unser Kopf zu zerspringen droht, ist es nicht gerade leicht, im Stundengebet den tieferen Sinn zu erkennen. Aber unser Glaube ist eine Überzeugung, die nicht in unseren Emotionen, sondern viel tiefer - in unserem Willen - wurzelt. Diese Überzeugung und das Verlangen trägt uns durch graue Tage hindurch, wobei wir erfahren können, dass Gott die ganze Zeit bei uns war.

Unser Tagesablauf
In unserem Tagesablauf wechseln sich Gebet und Arbeit im ständigen Rhytmus ab, lediglich unterbrochen von geistlicher Lesung, Mahlzeiten, Ruhepausen, Freizeit etc.
Im Moment versuchen wir es mit folgender Tagesordnung:

06.15 Stille Meditation
07.15 Laudes und Terz, Chorgebet.
08.00 Frühstück in Stille, anschließend verschiedene Arbeiten im Gästehaus oder im Kloster
11.15 Non, Mittagsgebet im Chor
11.45 Mittagessen in Stille. Während des Essens wird ein Buch vorgelesen. Danach folgt eine Stunde individueller Freizeit in der jede für sich ausruhen kann mit z.B. Siesta, Spaziergang, Lektüre usw.
Anschließend Arbeit. Für Schwestern in der Ausbildung ist jetzt Unterrichtszeit.
15.15 Gemeinsame Erholung mit Handarbeit und Gespräch, aber manchmal reden leider alle durcheinander
15.55 Tageskapitel
16.00 Geistliche Lesung
16.25 Vesper
17.15 Gottesdienst
18.30 Abendessen Wiederum wird ein Buch vorgelesen. Anschließend Freizeit bis:
19.30 Komplet und Matutin. Ab jetzt herrscht Stillschweigen
Bettruhe

Wer das Klosterleben wählt, macht eine permanente innere Entwicklung durch, die in der Regel nach und nach zu größerer Reife und Weisheit führt. Deshalb haben wir großen Respekt vor unseren älteren Schwestern. Zwar werden sie älter und schwächer, aber ihr geistliches Leben wächst weiter und die jungen Schwestern können viel von ihnen lernen.
(Text: Schw. M Birgitta O.Ss.S.)


Einige Fremdwörter

Monial
: aus dem Griechischen: 'Monachos' - jemand, der alleine lebt.

Abtei: ein Kloster, das von einem Abt oder - wie in unserem Fall - von einer Äbtissin geleitet wird.

O.Ss.S.:= Ordo Sanctissimi Salvatoris, d.h. Orden des Allerheiligsten Erlösers.

Offizium: das Gebet, das unseren Alltag begleitet. Gesungenes Gebet, vorwiegend aus den Psalmen Davids.

Kontemplativ: Ein Orden bzw. ein Kloster, in dem die Nonnen/Mönche ihr Leben lang innerhalb des Klosterbereichs leben und arbeiten.

Klausur: abgeschiedener, begrenzter Bereich